Das
Design mit seinem etwas pittoresken Etikett und die grüne Literflasche
mit Schraubverschluss sind gewöhnungsbedürftig und erinnern noch stark
an alte Messweinzeiten von vor über 100 Jahren. Der Inhalt aber hat es
in sich!
Die Lagen der Ignatz Kolb’schen Messweinstiftung
befinden sich am Würzburger Stein, direkt neben den vom VDP als Ersten
Lagen klassifizierten Weinlagen der renommierten fränkischen Weingüter
wie z.B. dem Juliusspital. Ein VDP Erste Lage Silvaner ist heute kaum
mehr unter 15,00 € zu bekommen, in der 0,75l-Flasche wohlbemerkt. Den
Messwein gibt’s als Literflasche für 7,90!!!
Der Grund dafür liegt in der Geschichte der Messweine
Diese
beginnt bereits 1918 mit einer Stiftung des begüterten Würzburger
Weinhändlers Ignaz Kolb und seiner Ehefrau Maria. Diese wollten damals
gewährleisten, dass jedem katholischen Pfarrer ein naturreiner Wein für
die Messe zur Verfügung gestellt werden könne. So ist es in der Stiftungsurkunde zu lesen. Grund
dafür war, dass die Kirche aus Geldmangel auf billige, oftmals aus
Algerien stammende, mit Honig oder Wasser verschnittene Weine
zurückgreifen musste.
Aus Kostengründen wurde in der
Stiftungsurkunde auch geregelt, dass der Wein nur im Liter, mit eben
dieser nicht mehr ganz zeitgemäßen Ausstattung, verkauft werden darf.
Mittlerweile werden die Weine nicht mehr ausschließlich zu eucharistalen
Zwecken verwandt, drei von vier Flaschen werden von Laien getrunken,
denen der Wein einfach schmeckt. Der Weinhandel Bürgerheim war bereits
vor über 20 Jahren einer der ersten Händler für diese Weine. Zu
verdanken haben wir das der Weitsicht von Alfred Wolters, der unserem
Weinhandel seit vielen Jahren sehr eng verbunden ist. Wie der
Wein für die Liturgie beschaffen sein sollte das regelten die deutschen
Bischöfe in ihrer Messweinverordnung. Eine Art Reinheitsgebot, das
sicherstellte, dass die Priester in der Messe nur naturreine
Qualitätswein verwendeten.
Von Anfang an wurden die Weine
treuhänderisch beim Würzburger Juliusspital gekeltert und ausgebaut.
Über viele Jahrzehnte nahm der Würzburger Bischof dem Weingutsleiter und
den Kellermeistern den Eid auf die Messweinverordnung ab. Die
Messweinlieferanten gelobten der Priesterschaft immer reinen Wein
einzuschenken. Helmut Klüpfel, heute noch Kellermeister im Juliusspital:
„Das ist eigentlich eine ganz schöne Sache gewesen. Man hat sich
getroffen und den Bischof kennengelernt, und dabei ist man vereidigt
worden.“
Dann im Jahr 2014 kippten die deutschen Bischöfe die
Messweinverordnung mit der Begründung: Deutscher Qualitätswein sei immer
gut. Als kleinen Trost dürfen die Weingüter mit vormaliger Zulassung
den Titel „Messweinlieferant“ auch weiterhin tragen.
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